– Warum Loslassen mehr ist als ein formaler Akt
Nachfolgeprozesse werden oft aus der Perspektive der Übernehmenden beschrieben: neue Ideen, neue Verantwortung, neue Rollen. Weniger sichtbar ist die Perspektive derjenigen, die abgeben. Für die Senior-Generation ist Nachfolge kein Projekt, sondern ein biografischer Einschnitt. Es geht nicht nur um Verträge, sondern um Identität, Anerkennung und die Frage, was bleibt, wenn Verantwortung endet.
Wer Nachfolge allein als Übergabe von Funktionen versteht, übersieht einen zentralen Konfliktfaktor.
📌 Abgeben heißt nicht aufhören, Bedeutung zu haben
Für viele Unternehmerinnen und Unternehmer der Senior-Generation ist das Unternehmen eng mit der eigenen Lebensleistung verbunden. Entscheidungen, Aufbauarbeit, Krisen – all das prägt nicht nur das Unternehmen, sondern auch das Selbstverständnis.
Nachfolge berührt daher immer auch die Frage: Wer bin ich ohne diese Rolle?
Wird dieser Aspekt nicht gesehen, entsteht Widerstand – oft nicht aus Machtwillen, sondern aus dem Bedürfnis nach Anerkennung und Kontinuität.
📌 Unsicherheit zeigt sich selten offen
Die Senior-Generation spricht Unsicherheiten häufig nicht direkt aus. Stattdessen zeigen sie sich indirekt: durch zögerliche Entscheidungen, späte Einmischung oder das Festhalten an Zuständigkeiten. Was von außen wie Kontrollverhalten wirkt, ist oft der Versuch, Halt in einer Übergangsphase zu finden.
Mediation kann hier helfen, unausgesprochene Sorgen sichtbar zu machen, ohne sie zu problematisieren.
📌 Nachfolge ist ein Beziehungsthema, kein Machtkampf
Wenn Generationen aufeinandertreffen, prallen unterschiedliche Zeitlogiken aufeinander: Erfahrung versus Innovation, Bewahren versus Verändern. Konflikte entstehen nicht, weil eine Seite „im Weg steht“, sondern weil Erwartungen nicht geklärt sind.
Ein gelingender Nachfolgeprozess berücksichtigt beide Perspektiven – die der Übernehmenden ebenso wie die der Abgebenden. Erst dann wird Übergabe zu einem gemeinsamen Prozess statt zu einem stillen Ringen.
Fazit:💡
Die Perspektive der Senior-Generation ist kein Randthema, sondern ein Schlüssel für gelingende Nachfolge. Wer Raum für Anerkennung, Sicherheit und Klärung schafft, verhindert Eskalationen, bevor sie entstehen. Nachfolge gelingt dort am besten, wo Abgeben nicht als Verlust, sondern als gestalteter Übergang verstanden wird.
weiterführend:
👉 https://mediation-berger.de/de/familienunternehmen-und-nachfolge/

