Warum gerecht nicht immer gleich ist

Ein Blick hinter die Kulissen

Warum "gerecht" nicht immer "gleich" istIn Familien, beim Erben oder auch in Unternehmen taucht sie immer wieder auf – die Frage nach Gerechtigkeit. Und erstaunlich oft lautet das spontane Urteil: „Dann teilen wir eben alles gleich.“

Doch Gleichheit ist nicht immer fair. Gerechtigkeit ist feiner, emotionaler – und manchmal unbequem.

📌 Wann wird Gerechtigkeit ungerecht?
Wenn sie Unterschiede ignoriert. Wer drei Kinder hat, weiß: sie sind nicht gleich. Vielleicht hat eines den Betrieb mit aufgebaut, das andere jahrelang gepflegt, ein drittes lebt weit entfernt. Gleich zu teilen klingt objektiv, ist aber manchmal moralisch schief. Gerechtigkeit fragt nicht: „Was steht mir zu“ – sondern „Was ist in dieser Situation stimmig?“

📌 Warum wir Gleichheit so sehr lieben
Gleichheit beruhigt. Sie verhindert Neid und Diskussionen. Doch sie verhindert auch das Gespräch darüber, was wirklich zählt. Viele Testamente klingen nach Mathematik, nicht nach Beziehung. „Gleich“ ist eine Schutzformel – aber sie schützt oft nur davor, Gefühle anzusprechen, die längst im Raum stehen.

📌 Wie Gerechtigkeit entsteht – nicht durch Rechnen, sondern durch Reden
Gerechtigkeit entsteht, wenn alle Beteiligten gehört werden. Wenn man versteht, warum jemand etwas braucht – und was jemandem wichtig ist.

In der Mediation geht es genau darum: Nicht nur um die Verteilung, sondern um den inneren Sinn. Es ist die Suche nach einer Balance, nicht nach einer Quote.

Fazit: 💡

Gleichheit ist eine einfache Antwort auf eine komplexe Frage. Gerechtigkeit verlangt, Mut – zum Zuhören, zum Erklären, zum Abweichen von der Norm. Wer sie wagt, erlebt oft etwas Überraschendes: Am Ende fühlt sich niemand benachteiligt, weil endlich verstanden wurde, warum etwas so entschieden wurde. Manchmal ist das Gerechte nicht das Gleiche – sondern das, was Frieden schafft.