Kommunikationsstrategien im Umgang mit Widerstand

Drei Wege, um Nähe trotz Abwehr zu schaffen

In einem meiner Workshops für Pflegekräfte ging es um eine Erfahrung, die viele kennen: Wie bleibt man im Kontakt, wenn jemand abwehrt oder nicht mitmachen will?
Im Pflegealltag entstehen Spannungen oft nicht durch Inhalte, sondern durch Gefühle von Kontrollverlust oder Missachtung. Gerade dann entscheidet sich, ob Beziehung möglich bleibt – oder ob beide Seiten sich zurückziehen.
Diese drei Kommunikationsstrategien haben sich in der Praxis als besonders hilfreich erwiesen, um Nähe und Respekt zu bewahren – auch in Momenten von Widerstand oder Überforderung:

💡 Ich-Botschaften – Klarheit mit Respekt
Prinzip: Ich nehme wahr … / Mir ist wichtig … / Deshalb …
Ziel: Eigene Wahrnehmung und Bedürfnisse ausdrücken, ohne Druck aufzubauen.
Beispiel: „Ich sehe, Sie möchten selbst aufstehen. Mir ist wichtig, dass Sie sicher sind – deshalb bleibe ich kurz neben Ihnen.“
Wirkung: Offenheit, Transparenz, Beziehung auf Augenhöhe

✔️ Validierende Kommunikation – Gefühle anerkennen
Prinzip: Nicht korrigieren, sondern das Gefühl hinter dem Verhalten bestätigen.
Ziel: Emotionale Realität anerkennen.
Beispiel: „Sie möchten das allein schaffen – das zeigt, dass Ihnen Selbstständigkeit wichtig ist.“
Wirkung: Sicherheit, Würde, emotionale Entlastung

👉 Hilfsangebote verpacken – Beziehung vor Handlung
Prinzip: Unterstützung wird nur dann angenommen, wenn sie als respektvoll und freiwillig erlebt wird. Bevor etwas erklärt oder angeboten wird, steht daher der Beziehungsaufbau im Vordergrund.
Ziel: Nähe und Vertrauen schaffen, bevor Hilfe oder Anleitung folgt.
Beispiel: „Sie sehen heute müde aus – war die Nacht unruhig?“ (Kontakt herstellen) → „Wollen wir gemeinsam aufstehen?“ (Hilfsangebot verpacken)
Wirkung: Deeskalation, Kooperation, Gefühl von Selbstbestimmung

Fazit: 💡

Widerstand ist keine Ablehnung – er ist ein Signal für das Bedürfnis nach Autonomie, Sicherheit oder Würde. Wer ihn erkennt und mit Empathie reagiert, schafft Nähe, wo Distanz droht. Kommunikation in solchen Momenten ist kein Werkzeug, sondern eine Haltung – und sie entscheidet darüber, ob Hilfe als Übergriff oder als Unterstützung erlebt wird.