„Das war ein tolles Gespräch. Endlich hat mir mal jemand zugehört.“
Sätze wie diese höre ich in Mediationen oft; insbesondere in Gesprächen mit älteren Menschen. Gerade die Kommunikation mit ihnen empfinden viele als besonders herausfordernd. Denn ältere Menschen schwelgen gern in Erinnerungen, wiederholen sich manchmal und möchten meist lieber selbst reden als zuhören. Wenn sie sich dann den aktuellen Themen versperren, die uns unter den Nägeln brennen und die wir dringend besprechen möchten, wird eine Kommunikation oft schwierig.
Sie ist aber möglich. Eckpfeiler für gelingende Kommunikation sind nach meiner Erfahrung Geduld,
Augenhöhe und eine besondere Haltung, die ich mir selbst immer mit dem Wort zu merken versuche:
L wie „Langsam“
Lassen Sie älteren Menschen Zeit. Im Gespräch, aber insbesondere auch bei wichtigen Entscheidungen.
Sprechen Sie etwas langsamer, machen Sie Pausen und vermeiden Sie schnelle Themenwechsel.
Denn Pausen bedeuten nicht, dass nichts passiert – Sie sind Raum für Erinnerung und Würde. Denn die Verarbeitungsgeschwindigkeit kann im Alter abnehmen. Wer Zeit bekommt, fühlt sich ernst genommen.
E wie „Empathisch“
Versuchen Sie, sich in die andere Person hineinzuversetzen.
Wie fühlt es sich wohl an, immer langsamer zu werden, während die Welt sich immer schneller dreht?
Welche Ängste sind wohl mit dem Älterwerden verbunden?
Wie würden Sie an Stelle Ihres Gegenüber agieren?
Was wären für Sie selbst in dieser Situation Optionen?
Empathie heißt nicht, sich einzumischen – sondern mitzuschwingen.
B wie „Begegnen“
Begegnung braucht Augenhöhe; verbal wie physisch. Sprechen Sie nicht über den Kopf hinweg, sondern in verständlichen Worten. Schaffen Sie keine Distanz, sondern setzen sich dazu, um auf gleicher Höhe zu sein. So wirkt das Gespräch respektvoller und verbindlicher – besonders bei Pflegebedürftigkeit.
Entscheiden Sie nicht für andere. Sondern fragen Sie. Fragen öffnen Türen.
„Was ist Ihnen wichtig?“ „Wie können wir das gemeinsam lösen?“ statt „Du musst doch nur …“
Bei Menschen, die zeit ihres Lebens selbstbestimmt gelebt haben, sind Anordnungen fehl am Platz. Lassen Sie Entscheidungsfreiraum, und sei er auch noch so klein.
Ein Gespräch ist keine Einbahnstraße, sondern eine Einladung zum Miteinander.
E wie „Erinnern“
Erinnerungen sind nicht gestern – sie wirken heute.
Alte Geschichten wollen gehört, nicht korrigiert werden. Nehmen Sie Bezug auf frühere Erfahrungen oder Lebensphasen („Wie war das früher für Sie geregelt?“ „Was hätten Sie sich damals als Tochter Mutter gewünscht?“). Das stärkt Selbstwirksamkeit und Verbindung – und kann Blockaden lösen.
Und hören Sie auf das, was zwischen den Zeilen mitschwingt: Stolz, Schmerz, Liebe oder auch Enttäuschung.
N wie „Neugierig“
Seien Sie auf die Person, die Ihnen gegenübersitzt, neugierig. Nicht in dem Sinne, dass Sie indiskret werden, sondern dass Sie wertschätzend Interesse zeigen. Urteilen Sie nicht vorschnell. Versuchen Sie nicht, alles bis ins Kleinste zu analysieren. Sondern fragen Sie mit echtem Interesse nach. Lassen Sie erkennen, dass Sie verstehen statt überzeugen wollen. „Neugier“ in diesem Sinne zu zeigen bedeutet, offen eine Perspektive anzubieten, ohne zu belehren.
Und manchmal hilft es dabei schon, nicht weiter nachzufragen, sondern einfach die Hand zu halten und abzuwarten.
Fazit:
Wer mit älteren Menschen spricht, spricht mit einem gelebten Leben. Dafür braucht es kein „Rezept“, sondern Respekt, manchmal auch den Mut zur Stille.
Das Geheimnis guter Kommunikation besteht im Zuhören, Verstehen, Miteinander sprechen – auch im Alter.