Ein Blick auf die Zwischentöne des Konflikts
Konflikte beginnen selten, weil jemand Unrecht hat – oft, weil beide eine gute Begründung für ihr Verhalten haben. Jede Seite sieht die Welt aus ihrer eigenen Perspektive, geprägt von Geschichte, Erfahrung und Werten. Was für die eine Person Rücksicht ist, wirkt für die andere wie Kontrolle. Was der eine als Klarheit meint, klingt für den anderen wie Angriff.
Wer glaubt, „Recht haben“ sei ein objektiver Zustand, täuscht sich. In Wirklichkeit ist es ein Standpunkt – geformt durch Emotion, Bedürfnis und Bedeutung. Und manchmal stehen zwei Menschen an Orten, von denen beide real sind.
📌 Überzeugung als Orientierung – nicht als Besitz
Die eigene Position ist ein inneres Navigationssystem. Sie zeigt, was uns wichtig ist. Doch sobald sie zum Besitz wird („Ich habe Recht!“), verliert sie Beweglichkeit. Wer das eigene Verständnis als Orientierung begreift, nicht als Waffe, kann das des anderen überhaupt erst wahrnehmen.
📌 Gefühle anerkennen – nicht bewerten
Wenn jemand wütend ist, weil er sich übergangen fühlt, dann ist diese Wut berechtigt – unabhängig davon, ob der andere sie versteht. Das bedeutet nicht, dass der Inhalt stimmt, aber das Gefühl ist echt. In der Mediation geht es genau darum: Emotionen Raum zu geben, ohne sie zu verurteilen.
📌 Verständnis teilen, nicht verteilen
Zwei Menschen können gleichzeitig „richtig“ liegen – auf unterschiedlichen Ebenen. Der eine in der Sache, der andere im Bedürfnis, gehört zu werden. Wer das erkennt, verschiebt den Fokus: weg von Sieg oder Niederlage hin zur Beziehung.
Fazit: 💡
Denn im Raum zwischen den Perspektiven entsteht das, was wir selten benennen – aber am meisten brauchen: Verständnis.

